»Tristia« wurde in Memoriam der Komponistin Barbara Strozzi (1619-1677) geschrieben und ist während meiner künstlerischen Residenz im Deutschen Studienzentrum in Venedig entstanden.
Diese Komposition beschäftigt sich mit Nuancen jener „Traurigkeit“, die nicht als eine negative Gemütslage, sondern als affirmative, kreative Kraft bei Autoren diverser Zeiten in Erscheinung tritt (wie z.B. bei Dante Alighieri, Michelangelo, Rumi, Dostojewski, H.P. Lovecraft oder Tim Burton). Man könnte diese Traurigkeit am besten beschreiben als ein starkes Bewusstsein eigener Unzulänglichkeit bei gleichzeitiger Erfahrung der vollkommenen, göttlicher Schönheit der Welt/Weltschöpfung, selbst wenn die letztere nur utopisch, in ein einer idealisierenden Vorstellung gedacht wird.
Doch vor Allem ist meine Komposition eine musikalische Verbeugung vor den zwei größten Meister der musikalischen „“Traurigkeit“ – Claudio Monteverdi (1567-1643) und Barbara Strozzi, die als wichtigste Komponisten ihrer Zeit in Venedig tätig waren: im Mittleren Teil erklingen gleichzeitig Pasaccaglia-Fragmente aus der Arie Op.8 „Che si può fare“ von Barbara Strozzi und aus dem „Lamento della Ninfa“ von Claudio Monteverdi.
Auch Trautonium als Instrument war sehr wichtig für Entstehung des Werkes, denn ich erlebe dieses erste elektronische Instrument als eine „Brücke“ zwischen den Zeiten – denn in seiner Konstruktion verbindet es sehr archaisch anmutende Klang (wie Orgel oder Positiv) und moderne Klangmöglichkeiten wie z.B. scheinbar unendliche Tonumfang und Klangfarbenauswahl.
Als textuelle, dramaturgische Grundlage für „Tristia“ benütze ich Ausschnitte aus dem Gedichtzyklus „Ocean Seeping Eyes“von Nicola Masciandaro.